Das Bobath-Konzept
kurz erklärt

Menschen, die aufgrund einer neurologisch bedingten Bewegungsstörung nur eingeschränkt am täglichen Leben teilhaben können, stehen im Bobath-Konzept im Mittelpunkt. Dabei spielt das Alter keine Rolle: Das Bobath-Konzept ermöglicht durch einen individuellen Ansatz sowohl die Behandlung von Frühgeborenen, Babys und Kindern als auch die Behandlung von Erwachsenen. Um sicher zu stellen, dass die Qualität an erster Stelle steht, absolvieren Bobath-Therapeut*innen eine umfangreiche Fortbildung und haben nach Abschluss der Fortbildung die Möglichkeit, sich in Bobath-Arbeitskreisen auszutauschen.

Das gewisse Etwas:
Alleinstellungsmerkmale
des Bobath-Konzeptes

Das Bobath-Konzept ist ein Konzept für Menschen aller Altersgruppen. Sowohl Babys als auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene können auf Basis des Bobath-Konzeptes behandelt werden. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass es Unterschiede zwischen einem Baby mit einer angeborenen zerebralen Bewegungsstörung und einem Erwachsenen mit einer erworbenen Hirnschädigung gibt. Um diesen Unterschieden angemessen begegnen zu können, gibt es im Bobath-Konzept zwei verschiedene Qualifizierungsmöglichkeiten.

Wer die Patient*innen behandelt, kann dabei variieren, denn das Bobath-Konzept ist ein interdisziplinäres Konzept. Fortbilden können sich Angehörige der Therapieberufe (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie), aber auch Mediziner*innen sowie Gesundheits- und Krankenpfleger*innen. Im besten Fall arbeiten die verschiedenen Professionen gemeinsam, immer mit dem Ziel, den Patient*innen so viel Teilhabe wie möglich am täglichen Leben zu ermöglichen.

Was genau das für die Therapie bedeutet, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, denn jeder Alltag und jede Therapiesituation sieht anders aus. Dieser Herausforderung wird im Bobath-Konzept mit der individuellen Gestaltung des Therapieprozesses begegnet. Die Basis hierfür bildet eine genau Analyse von Bewegungen und Handlungen, aber auch der Alltag der Patient*innen sowie persönliche Vorlieben und Abneigungen werden genau erfasst. Mal durch Beobachtungen, mal im wertschätzenden Dialog.

In der Therapie wird der Fokus dann auf die Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen des Menschen gerichtet. Vorhandene Kompetenzen werden erkannt, gestärkt und weiterentwickelt. Die leitende Frage im Kopf der Behandelnden ist dabei grundsätzlich „Was kann dieser Mensch?“. Welche Ziele in der Therapie letztendlich bearbeitet werden, entscheidet im Bobath-Konzept nicht die behandelnde Person. Die individuellen Bedürfnisse und Anliegen der Patient*innen und ggf. auch der Angehörigen stehen im Vordergrund und werden bei der Zielformulierung sowie der Gestaltung der Therapien berücksichtigt.

Bobath-Therapeut*in
werden? So geht’s!

Die berufliche Weiterbildung zur bzw. zum Bobath-Therapeut*in ist derzeit wie folgt möglich:

  • Die G.K.B. (Gemeinsame Konferenz der deutschen Bobath-Kurse e.V.) bietet Kurse für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit zerebralen Bewegungsstörungen sowie weiteren sensomotorischen Defiziten und anderen neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen an.
  • Die Kurse der IBITA (International Bobath Instructors Training Association) sowie der VeBID sind auf die Arbeit mit Erwachsenen mit neurologischen Krankheitsbildern ausgerichtet.

Für beide Weiterbildungen werden Inhalte und Richtlinien von den jeweiligen Verbänden erarbeitet.

Über die Voraussetzungen, Kosten und Richtlinien kann die Bobath-Vereinigung keine Angaben machen. Diese sind bei den jeweiligen Kursveranstalter*innen bzw. Kurszentren zu erfragen.

Weitere Infos gibt’s u.a. hier:

vebid.de
ibita.org
bobath-kurse.de
ifk.de

Qualitätssicherung vor Ort:
Die Bobath-Arbeitskreise

Die wohnortnahen Bobath-Arbeitskreise sind ein wichtiger Baustein in der Qualitätssicherung des Bobath-Konzepts. Sie bieten Bobath-Therapeut*innen die Möglichkeit zum fachlichen und interdisziplinären Austausch über Entwicklungen im Konzept, zur Vertiefung von Fortbildungsinhalten und für gemeinsame Problemlösungen in Patient*innenbehandlungen an.

Wie funktioniert die Gründung eines Bobath-Arbeitskreises?

1. Gleichgesinnte finden
Gibt es in der Praxis, Institution oder näheren Umgebung Therapeut/Innen, die auch Interesse an einem Bobath-Arbeitskreis (BAK) hätten?

2.Organisator*in benennen
Die Arbeit eines BAK wird von der BAK-Leitung organisiert. Zu den Aufgaben einer BAK-Leitung gehört die Planung, Vorbereitung und Evaluation von Treffen, das Verschicken von Einladungen zu den geplanten Treffen, das Führen von Teilnehmer*innenlisten sowie die Beantragung von Förderung und Fortbildungspunkten. Auch die Gründung und Registrierung eines BAK bei der Vereinigung wird von der BAK-Leitung beantragt.

Wichtig zu wissen: BAK-Leiter*innen müssen mindestens zwei Jahre Berufserfahrung nach Abschluss des Bobath-Kurses haben, Mitglied in der Vereinigung der Bobath-Therapeuten Deutschlands sein, und mindestens alle drei Jahre an der Fortbildungstagung der Vereinigung teilnehmen.

3. Den Rahmen festlegen
Wie oft soll ein Austausch stattfinden? Stehen Räumlichkeiten zur Verfügung bzw. kann auch ein virtuelles Treffen stattfinden?

4. Finanzielle Unterstützung nutzen
Die Bobath-Vereinigung fördert Treffen bzw. eine Fortbildung im Rahmen des Bobath-Arbeitskreises mit bis zu 600€ im Jahr. Hiervon können z.B. Honorare für Referierende, Verpflegung während des Treffens oder Raummieten bezahlt werden. Auch Kosten für Büromaterial, Skripte oder Reisekosten können von dem Budget des BAK finanziert werden.

Wichtig zu wissen: Die entsprechenden Belege müssen der Vereinigung der Bobath-Therapeuten zeitnah nach einer Veranstaltung vorliegen, sonst können keine Kosten übernommen werden.

Sollten an Veranstaltungen des BAK Personen teilnehmen, die nicht im BAK sind, empfiehlt die Vereinigung der Bobath-Therapeuten für diese eine Teilnahmegebühr in Höhe von 20€ pro Tag zu erheben.

5. Zeigen, was man kann
Für 2 UE (90 Minuten) kann die Bobath-Vereinigung zwei Fortbildungspunkte vergeben. Das ist wichtig, um auf der Therapeut*innen-Suchliste zu bleiben. Auf Wunsch stellt die Bobath-Vereinigung auch Vordrucke für Teilnehmer*innenlisten, Teilnehmer*innenbescheinigungen (mit Referentenangaben / Fortbildungspunkte) und Evaluationsbögen zur Verfügung. Die Beantragung von Fortbildungspunkten oder finanzieller Unterstützung bitte per Mail an sekretariat@bobath-vereinigung.de richten.

Wichtig zu wissen: Sollte es sich bei einer eingereichten Fortbildung nicht um ein im weitesten Sinne Bobath-relevantes Thema handeln, kann die Bobath-Vereinigung leider keine finanzielle Unterstützung oder Fortbildungspunkte vergeben.

Fragen rund um die BAKs können an Ina Stößer und Susanne Löw gerichtet werden.