Die 6 F-Wörter
Kolumne 22 / 2019
Von Petra Marsico, Physiotherapeutin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin, RZA, Kinderspital Zürich, Studienleiterin SAKENT | ASEND
„Die 6 F-Wörter“ – was ist wichtig im Leben eines Kindes oder eines Jugendlichen? Kinder mit Einschränkungen und ihre Familien verbringen viel Zeit in Therapien und Abklärungen. Deshalb haben Dr. Rosenbaum und Dr. Gorter vom CanChild Institut in Kanada ein Konzept entwickelt, welches auf sechs wichtige Faktoren in der Entwicklung aufmerksam macht.1 Die Faktoren sind auf Poster, welche in 16 Sprachen frei erhältlich sind, zusammengefasst. Mit: “ Meine wichtigsten Worte“, sind diese aus der Perspektive des Kindes verfasst. Passend zur Adventszeit, in der wir uns als Gesellschaft Gedanken über verschiedene Aspekte des Lebens machen, möchte ich euch einen Einblick in das Konzept der sechs F-Wörter geben und zum Reflektieren der eigenen therapeutischen Haltung anregen.
Funktion, oder in Englisch „functioning“, beschreibt Tätigkeiten auf der Aktivitäts- oder Partizipationsebene des ICF. Bei Kindern ist dies oft das Spiel. Für die Therapie bedeutet dies den Fokus auf die Tätigkeiten und Aktivtäten zu verlagern und nicht auf die Einschränkung zum Beispiel der Strukturen. Das Kind soll die Möglichkeit erhalten Dinge auf seine eigene Art und Weise zu lernen.
Familie, neben Schule und Freunden, repräsentiert einen grossen Teil des Umfeldes aller Kinder. Die Eltern stellen die Hauptbezugspersonen des Kindes dar, oder in der ICF Ter-minologie die zentralen Kontext Faktoren in ihrem Leben. Die Bedürfnisse der Familie gilt es in der Therapie individuell zu erkennen, wertfrei und bestmöglich zu unterstützten.
Fitness ist nicht nur für Kinder mit einer Einschränkung wichtig. Fitness, im ICF Bezugssystem der Struktur und Funktion zugeordnet, spielt eine Wichtige Rolle bei der Funktionserhaltung. Gerade für Kinder bei denen Bewegung und Aktivität viel Anstrengung und Energie kosten ist es wichtig eine gute Grundkondition und Fitness zu erlangen und zu erhalten. In der Therapie können wir die Kinder und ihre Familie dabei unterstützen, Bewegung in den Alltag zu integrieren.
Freunde zu finden und Freundschaften zu pflegen ist ein wichtiger Aspekt in der Kindheit. Oft fehlt Kindern mit einer Einschränkung der Kontakt zu anderen Kindern. Können wir die Kinder bestärken Freundschaften zu schließen? Vielleicht indem sie ihre Selbstwirksamkeit erkennen und festigen können.
Spass und Freude zählt wie Freunde zu den Personenbezogenen Faktoren und der Partizipation im ICF Bezugssystem. Uns ist allen klar, wir lernen besser, wenn uns etwas Spass macht. Demnach macht es Sinn herauszufinden, was den Kindern Spass macht und diese Aktivität diese Tätigkeit in die Therapie miteinzubeziehen.
Der Zukunft mit positiven Gedanken entgegen schauen, direkt vom ersten Kontakt an. Die Entwicklung des Kindes in all ihren Facetten unterstützen, um eine bestmögliche Selbständigkeit zu erlangen. Die Erwartungen und Träumen der Kinder und Eltern respektieren und nicht für sie entscheiden, was möglich ist und was nicht.
In der Praxis können wir Fachleute uns untereinander helfen, unsere Wahrnehmung in Bezug auf die F-Wörter zu überprüfen.2 Um diesen Prozess zu unterstützen gibt es auf der Webseite des CanChild Institutes ein Knowledge Hub mit Beiträgen und Videos zu den F-Wörtern.
Quellenangaben
1. Rosenbaum, P. & Gorter, J. W. Child : The ‘F-words’ in childhood disability: I swear this is how we should think! 457–463 (2011).
2. Cross, A., Rosenbaum, P., Grahovac, D., Kay, D. & Gorter, J. W. Knowledge mobilization to spread awareness of the ‘F-words’ in childhood disability : lessons from a family – researcher partnership.