Eine gelungene Biografie über Remo Largo
Von Karen Bernard Bobath Sen. Lehrtherapeutin /Lienz, A
Vor drei Monaten habe ich ein Buch geschenkt bekommen, welches mich fasziniert hat.
Darüber möchte ich gern berichten. In meinen Augen ist es der österreichischen Autorin Monika Czernin gelungen, ein ganz besonderes Buch über Remo Largo zu schreiben!
Vielleicht kennen einige KollegInnen dieses Buch schon, welches 2023 im Piper Verlag erschienen ist?
Remo Largo verstarb im November 2020 und ist uns Bobath Therapeutinnen und -therapeuten bekannt als begeisterter Entwicklungspädiater aus dem Züricher Kinderspital und als Buchautor seiner einzigartigen Bücher für Eltern und Fachleute.
Was ist das Besondere an dieser Biografie über ihn? Monika Czernin ist es gelungen, Fachliches und Persönliches miteinander zu verbinden. Die Inhalte sind facettenreich gestaltet. Es wird aufgezeigt, wie politische und persönliche Entwicklungen einander beeinflussen können – hier die 1968er Jahre. Remo Largo vertrat uneingeschränkt das humanistische Menschenbild und – wie wir wissen – hat er sich Zeit seines Lebens für Kinder, deren Familien und gegen soziale Ungerechtigkeiten eingesetzt. Zudem war er ein stetig Suchender. Dies begann schon während seines USA-Aufenthaltes in den 1970er Jahren. Monika Czernin formuliert es wie folgt: er reiste „zu den hellsten Köpfen in die Zentren der Pädiatrie“ (Parmelee, Werner, Eichhorn, Klaus, Brazelton).
Wer kennt nicht sein erstes Buch Babyjahre über die kindliche Entwicklung?
Die 1. Ausgabe 1993 war im Münchner Bobath Kurszentrum von Beginn an eine Pflichtlektüre! Sein Blick auf Kinder in ihrer Vielfalt, Variabilität und Individualität halfen uns im interprofessionell/interdisziplinär arbeitenden Lehr-Team den Blick zu schärfen und zugleich auch großzügiger zu werden hinsichtlich der Beurteilung kindlicher Entwicklungsschritte bzw. -prozesse. Seine Studien und Veröffentlichungen sowie weitere internationale Studien unterstützten unser Therapeutisches Handeln – beginnend Ende der 1980er Jahre. Das Dialogische Vorgehen, das Systemische Denken sowie das Wissen um Lernprozesse/Motorisches Lernen leiteten vorrangig unser Tun. Das beinhaltete: vom Kind aus denkend, handeln (Ich, das Kind lerne in und von meinem Umfeld, Versuch-Irrtum Prinzip folgend), seine Fähigkeiten stärkend und die Kompetenzen der Eltern bzw. Bezugspersonen unterstützend bestärken.
Largo spricht vom Fit-Prinzip, wenn er sagt: Zitat Monika Czernin „wonach es einem Kind (beziehungsweise einem Menschen) dann gut geht, wenn es seine Bedürfnisse in Übereinstimmung mit der Umwelt leben kann“.
Remo Largo war ein Visionär und wurde bis zu seinem Ableben nicht müde, Anwalt der Kinder zu sein. Dieses war schon in den 1970er/80er Jahren eine Herausforderung und in der heutigen Zeit ist es eine ganz besondere!
Wir Lehrenden des Vereins BOBATH ZUKUNFT! e.V. werden im Unterricht seine Ideen weitertragen, wir finden: es lohnt sich…

Karen Bernard
Langjährige Berufserfahrung als Physiotherapeutin in der Entwicklungsneurologie
Bobath- Lehrtherapeutin in verschiedenen dt. Kurszentren, u.a. München, Köln, Traunstein, HH-St. Georg sowie Cordoba/Argentinien
Seit den 1980er Jahren Veröffentlichungen zum Bobath-Konzept in deutschsprachigen Fachzeitschriften und -büchern
Persönliche Schwerpunktthemen: Interprofessionelles Arbeiten, Bewegungsanalytische Aspekte und Haltungskontrolle sowie Motorisches Lernen in der frühen Kindheit
Mitglied
Bobath Zukunft! e.V.
Lehrende in der Neuropädiatrie
Korrespondenzadresse: hkbernhard91@gmail.com