Kolumne Nr 29
Kolumne 29 / 1 2020
Von Petra Marsico
Physiotherapeutin und Doktorandin, Kinder Reha Schweiz, Kinderspital Zürich, Studienleiterin SAKENT | ASEND
Wie unterschiedlich Therapie nach einer Frühgeburtlichkeit stattfinden kann, erstaunt mich immer wieder. Es hängt zum einen von den betreuenden Fachpersonen auf der Neonatologie und zum anderen von den nachbetreuenden Kinderärzt*innen ab. Die Entscheidung, ob eine Therapie aufgegleist werden soll ist nicht einfach, da Eltern nach der langen Zeit auf der Neonatologie oft einfach in Ruhe zu Hause mit ihrem Baby ankommen möchten. Was sagt die Forschung zu diesem Thema? Gibt es Leitlinien wann eine Therapie stattfinden und wie sie aussehen soll? Gibt es Evidenz zur Therapie mit Frühchen auf der Neonatologie?
Als zu früh geborene Kinder, auch Frühchen genannt, gelten Babys die vor der vollendeten 37 Schwangerschaftswoche geboren werden.1 Der Effekt auf die Entwicklung der Motorik, Kognition und das Verhalten von vier Interventionen auf der Neonatologie wurde in einer systematischen Literaturarbeit untersucht.1 Fünfzehn Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Die Studien wurden in vier Interventionskategorien eingeteilt: (1) von den Eltern durchgeführte angeleitete motorische Intervention; (2) vom Therapeuten durch-
geführte Intervention zur Haltungskontrolle; (3) Entwicklungspflege; und (4) oralmotorische Intervention. Die Resultate deuten darauf hin, dass die tägliche von Eltern durchgeführte motorische Intervention 1) die motorischen und kognitiven Ergebnisse kurzfristig und möglicherweise auch langfristig verbessert. Die von Therapeut*innen durchgeführte Therapie 2) wirksam ist bei der Förderung kurzfristiger Fortschritte in der motorischen Entwicklung. 3) Entwicklungsprogramme, scheinen bei der Verbesserung des kurzfristigen Verhaltens wirksam zu sein, sind jedoch nicht aussagekräftig in Bezug auf motorische und kognitive Ergebnisse oder langfristige Verhaltensresultate. 4) Bezüglich oralmotorischer Interventionen stehen zu wenig Studien zur Verfügung, um eine Aussage über deren Effektivität zu treffen.1 Die Bobath Therapie ist in diesen Studien in der von Therapeut*innen durchgeführten Interventionen enthalten. Der genaue Zeitpunkt und die Dosis der Intervention waren in den einzelnen Studien unterschiedlich. So wurden die Frühchen in der Studie von Weindling lediglich kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus von einer*m Physiotherapeut*in untersucht. 2
Quellenangaben
1. Khurana, S., Kane, A., Bown, S., Taver, G. & Dusing, S. Effect of neonatal therapy on the motor, cognitive, and behavioral development of infants born preterm: a systematic review. Physiology & behavior 176, 139–148 (2018).
2. AM, W. et al. A randomized controlled trial of early physiotherapy for high-risk infants. Acta paediatrica (Oslo, Norway : 1992) 85, 1107–1111 (1996).