Wissenschaftspreis 2022 wurde verliehen
Um die wissenschaftliche Arbeit von Physiotherapeut*innen, Logopäd*innen und Ergotherapeut*innen zu fördern und zu unterstützen, verleiht die Vereinigung seit 2014 alle zwei Jahre einen Wissenschaftspreis. Im Jahr 2022 wurde erstmals auch ein Förderpreis ausgeschrieben, um Arbeiten aus der Praxis oder für die Praxis auszuzeichnen und damit gezielt den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern.
Zur ersten Gewinnerin des Förderpreises wurde Carmen Puschnerus von den Gutachter*innen gekürt. Sie untersuchte in ihrer Bachelorarbeit die Umsetzung der S1-Leitlinie „Rehabilitation bei Störungen der Raumkognition“ bei Neglect-Patient*innen durch Bobath-Instruktor*innen mit einer Onlineumfrage im Mixed-Methods-Design. Dabei wurde nicht nur die Frage gestellt, ob Empfehlungen der Leitlinie in die Bobath-Therapie integriert werden, sondern auch, ob es darüber hinaus gehende Behandlungsaspekte gibt und inwieweit Ansätze für die Behandlung von Patient*innen mit Neglect in den Bobath-Grundkursen vermittelt werden.
Carmen Puschnerus kam zu dem Ergebnis, dass die Empfehlungen der Leitlinie vermutlich größtenteils integriert werden und fand außerdem heraus, dass in der Bobath-Therapie unter bestimmten Umständen auch die Vermeidung von Kompensationen in der Behandlung von Neglect-Patient*innen eine wichtige Rolle spielt. Auch die Behandlung des Körperschemas und der posturalen Kontrolle stellen ergänzende Behandlungsaspekte dar. Die Forschungsergebnisse von Carmen Puschnerus lassen zudem den Schluss zu, dass die Vermittlung von Wissen zum Thema Neglect sowie evidenzbasierter Behandlungsmethoden Inhalte der Bobath-Grundkurse sind.
Mit ihrer Arbeit leistet Carmen Puschernus einen wertvollen Beitrag zur aktuellen wissenschaftlichen Diskussionen rund um das Bobath-Konzept und zeigt, dass auch kleine Forschungsprojekte einen engen Bezug zur Praxis haben können und somit von großer Bedeutung sind.