Bobath und die Wissenschaft

Nicht nur Medikamente müssen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit untersucht werden: Um zu belegen, dass therapeutische Interventionen wie die Bobath-Therapie wirken, wird auch in diesem Bereich intensiv geforscht. Eine besondere Herausforderung besteht darin, neuen Forschungsergebnisse richtig zu verstehen und daraus Schlüsse für die Weiterentwicklung des Bobath-Konzeptes zu ziehen. Unterstützt wird der Vorstand der Vereinigung deshalb vom Wissenschaftsbeirat, der in allen wissenschaftlichen Fragen und Angelegenheiten berät.

Der Wissenschafts-beirat

Die Wissenschaftsbeirät*innen gehören verschiedenen fachlichen Disziplinen an und bringen ihre vielfältigen Erfahrungen aus Forschung und Praxis ein.

Prof. Dr. Beate Lenck

Prof. Dr. Beate Lenck

Dr. PH Gabriele Eckhardt

Dr. PH Gabriele Eckhardt

Prof. Dr. rer. nat. Kirstin-Friederike Heise

Prof. Dr. rer. nat. Kirstin-Friederike Heise

Dr. med. Gerhard Niemann

Dr. med. Gerhard Niemann

Prof. Dr. med. Michael Jöbges

Prof. Dr. med. Michael Jöbges

Univ-Prof. Dr. med. habil. Horst Hummelsheim

Univ-Prof. Dr. med. habil. Horst Hummelsheim

Karoline Munsch

Karoline Munsch

Anke Hengelmolen-Greb

Anke Hengelmolen-Greb

Prof. Dr. Beate Lenck

Prof. Dr. Beate Lenck

Dr. PH Gabriele Eckhardt

Dr. PH Gabriele Eckhardt

Prof. Dr. rer. nat. Kirstin-Friederike Heise

Prof. Dr. rer. nat. Kirstin-Friederike Heise

Dr. med. Gerhard Niemann

Dr. med. Gerhard Niemann

Prof. Dr. med. Michael Jöbges

Prof. Dr. med. Michael Jöbges

Univ-Prof. Dr. med. habil. Horst Hummelsheim

Univ-Prof. Dr. med. habil. Horst Hummelsheim

Karoline Munsch

Karoline Munsch

Anke Hengelmolen-Greb

Anke Hengelmolen-Greb

Wissenschaftliche
Herausforderungen

Evidence-based practice (EBP) ist inzwischen den meisten Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind, ein Begriff und bedeutet, dass die Behandlung von Patientinnen und Patienten soweit wie möglich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht. Für EBP braucht man also wissenschaftliche Erkenntnisse und genau diese liegen zum Bobath-Konzept bislang nicht flächendeckend und eindeutig vor. Zwar gibt es inzwischen Studien, in denen die Wirksamkeit der Bobath-Therapie untersucht wurde, die Qualität dieser Studien variiert jedoch und dementsprechend schwankt auch die Aussagekraft der Ergebnisse.

Das Bobath-Archiv

Das Bobath-Archiv wurde 2004 eingerichtet, um die Weiterentwicklung des Konzeptes zu unterstützen und gleichzeitig einen Rückblick auf die Entstehung sowie der Entwicklungen der Vergangenheit zu ermöglichen. Neben „klassischer“ Literatur enthält das Archiv auch Film- und Videoaufnahmen, Fotos, Unterrichtsunterlagen, Informationen zur beruflichen Biografie des Ehepaares Bobath u.v.m.. Für Forschende ist der Bobath-Archiv dementsprechend von großer Bedeutung!

Download Inhaltsverzeichnis des Archivs

Aufgaben des Wissenschaftsbeirates

Der Wissenschaftsbeirat der Vereinigung der Bobath-Therapeuten Deutschland e.V. unterstützt den Vorstand dabei, das Bobath-Konzept im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs zu verorten und die Forschung rund um das Bobath-Konzept voranzutreiben. Die Beirätinnen und Beiräte helfen z.B. neue Studien und ihre Ergebnisse zu beurteilen und bei Bedarf Stellungnahmen zu verfassen, oder Forschungsförderungen auszuschreiben und eingereichte Projekte zu begutachten.

Multidisziplinäre Besetzung
für multidisziplinäre
Perspektiven

Die ehrenamtlich tätigen Beirätinnen und Beiräte werden vom Vorstand der Vereinigung in den Wissenschaftsbeirat berufen. Hierbei wird darauf geachtet, dass alle beruflichen Disziplinen, die mit dem Bobath-Konzept in Berührung kommen, vertreten sind: Mediziner*innen, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Pflegende.

Wissenschaftspreis 2022

Carmen Puschenius

Carmen Puschnerus

Um die wissenschaftliche Arbeit von Physiotherapeut*innen, Logopäd*innen und Ergotherapeut*innen zu fördern und zu unterstützen, verleiht die Vereinigung seit 2014 alle zwei Jahre einen Wissenschaftspreis. Im Jahr 2022 wurde erstmals auch ein Förderpreis ausgeschrieben, um Arbeiten aus der Praxis oder für die Praxis auszuzeichnen und damit gezielt den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern.

Zur ersten Gewinnerin des Förderpreises wurde Carmen Puschnerus von den Gutachter*innen gekürt. Sie untersuchte in ihrer Bachelorarbeit die Umsetzung der S1-Leitlinie „Rehabilitation bei Störungen der Raumkognition“ bei Neglect-Patient*innen durch Bobath-Instruktor*innen mit einer Onlineumfrage im Mixed-Methods-Design. Dabei wurde nicht nur die Frage gestellt, ob Empfehlungen der Leitlinie in die Bobath-Therapie integriert werden, sondern auch, ob es darüber hinaus gehende Behandlungsaspekte gibt und inwieweit Ansätze für die Behandlung von Patient*innen mit Neglect in den Bobath-Grundkursen vermittelt werden.

Carmen Puschnerus kam zu dem Ergebnis, dass die Empfehlungen der Leitlinie vermutlich größtenteils integriert werden und fand außerdem heraus, dass in der Bobath-Therapie unter bestimmten Umständen auch die Vermeidung von Kompensationen in der Behandlung von Neglect-Patient*innen eine wichtige Rolle spielt. Auch die Behandlung des Körperschemas und der posturalen Kontrolle stellen ergänzende Behandlungsaspekte dar. Die Forschungsergebnisse von Carmen Puschnerus lassen zudem den Schluss zu, dass die Vermittlung von Wissen zum Thema Neglect sowie evidenzbasierter Behandlungsmethoden Inhalte der Bobath-Grundkurse sind.

Mit ihrer Arbeit leistet Carmen Puschernus einen wertvollen Beitrag zur aktuellen wissenschaftlichen Diskussionen rund um das Bobath-Konzept und zeigt, dass auch kleine Forschungsprojekte einen engen Bezug zur Praxis haben können und somit von großer Bedeutung sind.